Jahrbuch der Schule für Holzbildhauerei Brienz – Schnätzi 17/18

Interview mit Werner Stauffacher(ein aktualisierter Auszug daraus)

Das Feuer weiterreichen
Werner Stauffacher ist Weissküfer und Berufsbildner, aktuell von Michi Nef. Er führt in Ennetbühl im Toggenburg
eine Weissküferei, engagiert sich als Vertreter der Weissküferei in der IGKH, Interessengemeinschaft Kunsthandwerk
Holz, und vertritt die Berufsverbände des Kunsthandwerks Holz im Schulrat der Schule für Holzbildhauerei. In seinem
Familienbetrieb wird die aktuell einzige Lehrstelle als Holzhandwerker/in EFZ Fachrichtung Weissküferein in der
Schweiz angeboten.

Schule für Holzbildhauerei (SfHB): Werner, der Beruf des Weissküfers bzw. der Weissküferin ist – gemäss
Bestandsaufnahme von traditionellen Handwerken – vom Aussterben bedroht. Du konntest nun dein Wissen und
deine Fertigkeit einem jungen Menschen weitergeben. Hat der Berufsstand langfristig eine Chance zu überleben?

Festlicher Anlass an der Schule für Holzbildhauerei Brienz

Werner Stauffacher (WS): In den Bergregionen der Ostschweiz ist das Brauchtum wie das „Öberefahre“ (Alpauf- und
Abzug) oder die Viehschau noch stark verwurzelt und lebendig. Auch die Menschen, die nicht direkt mit der
Landwirtschaft verbunden sind, haben Freude an der Kultur und an traditionellen Gegenständen. Darum wird es eine
kleine Anzahl Berufsleute immer brauchen. Das eine ist die Produktion neuer Weissküferartikel, zum andern
reparieren wir auch Gerätschafte4n, die teilweise über hundertjährig sind.

SfHB: Was hat sich seit deiner Ausbildung zum Weissküfer geändert?

WS: Zu meiner Zeit besuchten die Weissküfer die £Berufsschule mit den Schreinern. Die Lernenden profitieren heute
vom Kontakt mit den anderen, ähnlichen Kleinstberufen und die Ausbildung ist dadurch vielfältiger geworden So hat
zum Beispiel eine Holzbildhauerin für ihre Projektarbeit Knöpfe gedrechselt, weil sie es von den Lernenden der
Drechslerei gesehen hat und die Maschinen zum Drechseln vorhanden sind.

SfHB: Was kann zur Förderung des Berufs getan werden?


WS: Das Zeigen und Leben des sennischen und urchigen Brauchtums lenkt das Interesse auch auf unseren Beruf.
Obwohl viele Gerätschaften nicht mehr gebraucht werden, sind sie ein Teil unseres Kulturgutes, das wir pflegen
sollten. So wie wir auch andere Kulturgüter pflegen, wie zum Beispiel volkstümliche Lieder. In Jodlerkreisen wird
auch heute noch ein idyllisches Alpleben besungen, obwohl sich dieses teilweise verändert hat.


SfHB: Du bist nicht nur engagierter Berufsbildner, sondern setzt dich auch in der IGKH und im Schulrat der Schule
für Holzbildhauerei ein. Was ist deine Motivation dazu?


WS: (lacht) Weil ich gerne nach Brienz komme… Wenn ich die £Begeisterung in diesen Kleinstberufen und die
Solidarität untereinander spüre, motiviert mich das sehr. Wir haben alle ein gemeinsames Ziel: Die Kleinstberufe
erhalten.


SfHB Was wünschst du dir für die Kleinstberufe?


WS Ich wünsche mir, dass diese Kleinstberufe erhalten bleiben. Das gelingt nur, wenn sie die nötige Beachtung und
Wertschätzung aller anderen Berufe erhalten. Und dass wir den Zusammenhalt untereinander mit Sorge pflegen
und erhalten.


SfHB: Wir wünschen dir weiterhin viel Freude bei der Ausübung deines Berufs und bereichernde Begegnungen mit
den Gästen deiner Kutschenfahrten rund um den Stäntis!